Archiv für Januar, 2012

Lisboa

Donnerstag, Januar 19th, 2012

27.12.11 – 02.01.12
Es war mal wieder so weit: Das Fernweh rief!! Lissabon stand schon lange auf meiner Wunschliste. Keine Ahnung, warum!?! Einen Großteil der Schuld kann man wohl der Literatur geben. Aber auch wenn man nicht zum Geheimdienst gehört oder nach verstorbenen Ärzten sucht, hat Lisboa für jeden etwas zu bieten! Das Leben fließt hier deutlich geruhsamer.
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Mit dem Wetter hatte ich Glück! Gleich am ersten Tag hat es beim Besuch auf der Festung zu einem Sonnenbrand gereicht! Nach der Ankunft bin ich wie immer erst mal durchs Viertel gezogen. Es gibt noch viele Tante- Emma- Läden und kleine Cafés. Habe mich gleich mit Rotwein, Käse und Gebäck eingedeckt. Die Verständigung hat geklappt, obwohl meine fünf Worte Russisch nicht viel geholfen haben, kamen immer wieder ein paar davon raus!! Muss die Macht der Gewohnheit sein! Schwieriger war es, einen Korkenzieher aufzutreiben! Eigentlich sollte das in einem Weinland wie Portugal kein Problem sein, aber man sieht…! Es schien auch den Leuten peinlich zu sein, dass niemand einen im Angebot hatte! Zwar war jeder Gefragte bereit, mir meine Flasche zu öffnen, aber einen Korkenzieher verkaufen konnte keiner. In einem winzigen Supermarkt führte mein Begehr zu einer kurzen Beratung der Angestellten. Worauf ein Verkäufer offensichtlich eine Idee hatte und ins Lager verschwand. Freudig strahlend kam er zurück mit einem original verpackten Supermodel von Korkenzieher: „Here, it’s a gift!!“ Er ließ sich auch auf keine Verhandlungen ein! Peinlich! Ich konnte nicht mal aus Dankbarkeit richtig einkaufen, da ich schon alles in den kleinen Läden besorgt hatte! Na, ein paar Zitronen und Würstchen gehen immer!
Das Hotel liegt recht günstig! Die Metro, Busse und der Airportshuttle verkehren in Sichtweite. Der Barkeeper war eine besondere Nummer! Er musste immer erst gesucht werden und mitunter konnte man schon ein Weilchen auf ihn warten, denn seine Telefongespräche schienen immer sehr interessant zu sein! Aber als „Entschuldigung“ erfand er eine neue Methode des Bestellens an der Bar! „Try first! It’s only fair, before you buy something, you don’t like!“ Das hieß, einen Einfachen gab es immer auf’s Haus!
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Von den vielen Restaurants in der Nähe ist das „Costellao Gaucho“ unbedingt zu empfehlen!! Lukullus wäre stolz auf diese Stätte der Gastlichkeit! Besonders empfehlenswert ist diese Lokalität für Leute, die des Lesens mächtig sind und auch bereit, diese Fertigkeit konsequent anzuwenden. Ich hingegen hatte nur die erste Zeile gelesen, aus der man entnehmen konnte, dass das Vorspeisenbuffet 20 (zwanzig) verschiedene Appetizer beinhaltete! Mir lief schon das Wasser im Mund zusammen! Leider hatte ich nicht weiter gelesen, denn in der nächsten Zeile stand, dass der zweite Gang 20 (zwanzig) verschieden zubereitete Fleischsorten umfasste, neben den Beilagen!!!! Also, ich zu den leckeren Vorspeisen und den Teller so richtig vollgepackt! Alle zwanzig hatte ich nicht geschafft, man muss Prioritäten setzen! Die Nachbarn am Tisch grinsten. Aber Ausländer von solchem Umfang schaffen schon was weg! Erfolgreich bezwang ich auch meinen riesigen Teller und war rechtschaffen gesättigt, als ich vom Hauptgang in Form des „fliegenden Buffets“ überrascht wurde! Die Kellner kamen mit den Spießen an den Tisch und schnitten Stücke oder Scheiben runter! Jetzt konnte ich mir auch die Zuckerzange erklären, die neben Messer und Gabel lag! Man benutzte sie, um die geschnittenen Fleisch- und Wurststücke von Spieß zu nehmen. Prioritäten waren wieder gefragt! Schaffleisch muss zuerst weg! Das darf nicht kalt werden!! Nach ein paar Bissen war klar, das Motto des Abends hieß, den Magen verrenken und dem Wirt was schenken! Aber es war auf keinen Fall zu schaffen! Der Wein war so lecker, der sollte unter keinen Umständen zurück bleiben! Die tollen Wurstsorten mussten auch noch rein!! Aber dann war Schluss! Ein Kräuter hätte vielleicht geholfen! Aber das Englisch des Oberkellners ist nur geringfügig besser als mein Kisuaheli gewesen. Bei YES und NO war Schluss! Und Kräuter auf Spanisch und Französisch hatte ich noch nicht! Kann man mal wieder sehen, was man wirklich im Leben braucht, lernt man nicht im Sprachunterricht! Das Limit war erreicht! Ich konnte nicht mal den Kopf bewegen! Der Fingerhut voll Mocca half auch nicht! Also, so schnell wie möglich ins Hotel und den Bartender gesucht! Aber ich hatte Glück! Er war hinter der Bar und erkannte meine Situation! Er war der Meinung, dass nur ein angewärmter portugiesischer Brandy helfen würde und ich war wirklich nicht in der Verfassung zu diskutieren! Es hat richtig geholfen!
Militärmuseum, Botanischer Garten, Vasco d Gama, Alfama, Flussfahrt